14 Gesellinnen und Gesellen aus der Region Stuttgart und Baden-Württemberg haben für drei Monate in der Toskana gelebt und gearbeitet. Hier erfahren Sie, was sie erlebt haben.Volterra 2022: Eine Auslandserfahrung fürs Leben
Praxiserfahrungen sammeln und Freundschaften schließen
Die Toskana erleben, Praxiserfahrung sammeln und Freundschaften fürs Leben schließen: In diesen Genuss sind sieben Gesellinnen und sieben Gesellen bei unserem Erasmus+-Projekt gekommen. Die „Erasmini“ verbrachten von Januar bis März 2022 drei Monate im Städtchen Volterra und konnten nach einem einmonatigen Sprachkurs ihre handwerklichen Kenntnisse in italienischen Betrieben anwenden.
„Das Erasmus+-Projekt zeigt eindrucksvoll auf, welche großartigen Leistungen durch europäische Freundschaft und Zusammenarbeit entstehen können und ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, erklärt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Während die Erasmini eine fremde Kultur kennenlernen und Arbeitserfahrungen sammeln, profitiere die gesamte Stadt von den handwerklichen Fähigkeiten der deutschen Fachkräfte. Ein besonderer Dank gelte dem starken Netzwerk, das hinter dem Projekt stehe: Das große Engagement der Stadt Volterra, der Sparkassenstiftung vor Ort, den Naturfreunden GIAN Volterra und der Villa Palagione ermögliche den jungen Menschen einen einzigartigen und prägenden Auslandsaufenthalt.
Gewerkeübergreifende Erfahrungen
In den ersten vier Wochen des Auslandsprogramms lernten die „Erasmini“ in einem intensiven Sprachkurs grundlegende Italienischkenntnisse, die sie in der anschließenden Arbeitsphase in den Betrieben und auf den Baustellen einsetzen und verfeinern konnten.
Restauriert wurde unter anderem dasMuseo Etrusco Guarnacci, das zu den ältesten Museen für etruskische Kunst zählt. Um die Decken und Wände zu streichen, wurden alte italienische Techniken angewendet, die heute nicht mehr eingesetzt werden.
„Besonders gut haben uns die Arbeitstechniken, aber auch die Zusammenarbeit gefallen – wir sind als Malerteam wie eine kleine Familie geworden“, erklärt Malerin und Lackiererin Katharina Albert-Socaciu aus Göppingen.
Tatkräftige Unterstützung erhielt das Team von Jacqueline Dobrautz, einer gelernten Raumausstatterin aus Erdmannhausen. „Für mich war es sehr interessant, etwas komplett Neues auszuprobieren.“ Beim Mischen der Farbe habe sie auch etwas für ihren Beruf dazulernen können.
Auch Friseurgesellin Isabel Hummel aus Weilheim an der Teck tauschte jeden Montag die Schere gegen den Pinsel ein und half im Museum. Aber auch im Friseursalon erhielt die 22-Jährige neue Impulse: „Die Mitarbeiter nehmen sich viel Zeit für ihre Kunden und der soziale Aspekt spielt eine wichtige Rolle.“
„Für uns Zimmerleute waren Schreiner-Tätigkeiten wie das Schleifen eine Herausforderung. Aber es war sehr interessant, neue Techniken zu lernen. “
Julian Preuß, Zimmermann
Spannende Großprojekte
Die Restauration der über 100 Jahre alten Eingangspforte der Stadtbibliothek war ein weiteres Großprojekt, dem sich ein Erasmini-Team stellte. In aufwändiger Handarbeit wurde die mehrere Meter hohe Tür aus Kastanienholz neu lackiert, Metallringe ausgetauscht und das Holz an einigen Stellen ersetzt.
In der BildungseinrichtungSIAF wurde gleich an mehreren Projekten gearbeitet: „Neben einem gemauerten Outdoor-Barbecuegrill und einem Brunnen dürfen sich die Schülerinnen und Schüler auf einen neu gestalteten Platz freuen, der den Austausch verschiedener Kulturen fördern soll“, berichtet Maurergesellin Esther Schoofs aus Viersen.
Eingeweiht wurde der Grill bei der Überraschungsparty für Tischler Arne Harr, der in Volterra seinen Geburtstag feierte. Der Barbecuegrill sei für den Handwerker aus Schlierbach definitiv das Highlight gewesen, denn beim Bau durfte er sich als Maurer ausprobieren. „Ich habe unglaublich viel Neues gelernt und auch viel fachübergreifend gearbeitet“, betont der junge Handwerker.
„Es war spannend zu sehen, wie die Handwerker in Italien arbeiten, und tiefer in die Sprache einzutauchen“, resümiert Baltasar Heugel aus Magstadt. Der Anlagenmechaniker für SHK erkundete im Einsatz auf verschiedenen Baustellen die Altstadt von Volterra und in der Umgebung liegende Ortschaften.
„Meine italienischen Kollegen im Betrieb waren sehr motiviert und die Zusammenarbeit hat viel Spaß gemacht.“
Esther Schoofs, Maurerin
Unvergessliche Momente
„Jeden Abend beim gemeinsamen Essen haben wir erzählt, welche Highlights es am Tag gegeben hat“, schildert Zimmerer Benedikt Hilliges.
Interessant sei für ihn das italienische Arbeitsklima gewesen, das etwas entspannter sei als in Deutschland. Aber auch mit anderen Handwerkern zusammenzuleben, sei etwas ganz Besonderes. „Die Zeit in Volterra wird für immer eine wunderschöne Erinnerung bleiben“, betont der Zimmerergeselle aus Deckenpfronn.
„Meine italienischen Kollegen im Betrieb waren sehr motiviert und die Zusammenarbeit hat viel Spaß gemacht“, berichtet Maurerin Esther Schoofs. Zudem habe sie viel Freiraum, aber auch gute Arbeitsanweisungen erhalten.
„Da viele von uns vor wichtigen Entscheidungen im Leben stehen, war die Zeit wertvoll, da die Gedanken komplett frei sein konnten“, erklärt Tischlerin Corinn Wizemann. Die 23-jährige Karlsruherin strebt etwa die Selbständigkeit an. „Es war eine tolle Gruppe und wir hatten sehr viel Spaß zusammen“, berichtet sie und ergänzt, dass sie das Programm gerne wiederholen würde.
Wer wie die Erasmini selbst am Volterra-Projekt teilnehmen möchte, findet nachfolgend die Informationen zur Bewerbung.
„Mit anderen Handwerkern zusammenzuleben, war etwas ganz Besonderes. Volterra wird für immer eine wunderschöne Erinnerung bleiben.“
Benedikt Hilliges, Zimmerer
Bewerbungen für 2023 bereits möglich
Jedes Jahr vergeben wir bis zu 20 freie Plätze für das Auslandsprogramm Erasmus+. Bewerbungen für das kommende Jahr sind bereits möglich:
Im Juli und September bieten wir zwei kostenfreie Info-Veranstaltungen zum Auslandsprogramm:
Impressionen aus der Toskana
Was die 14 „Erasmini“ in der Toskana sonst noch erlebt haben, können Sie in unserer Bildergalerie mitverfolgen: