
Krieg in der UkraineUkraine-Krise: So helfen regionale Handwerksbetriebe
Der russische Angriffskrieg hat großes Leid über viele Menschen gebracht. Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart wollen helfen – und unterstützen die Menschen in und aus der Ukraine mit verschiedenen Aktionen.
Brot für die Menschen in den Kriegsgebieten
„In den bombardierten Städten fehlt es am Nötigsten: Wo es keinen Strom und kein Wasser gibt, können Betriebe vor Ort auch keine Backwaren herstellen“, erläutert Jörg Bopp, Geschäftsführer der Steinofenbäckerei Bopp in Geislingen-Türkheim.
Schnell war der Entschluss gefasst, Brot für die Lebensmittelversorgung in die Ukraine zu schicken. Damit die Teigwaren nach dem mehrtägigen Transport genießbar in Kriegsgebieten ankommen, kam eine ausgeklügelte Technik zum Einsatz: Die Oberfläche des frisch gebackenen Roggenmischbrots wird zuerst mit UV-Licht bestrahlt, danach verpackten die Mitarbeiter die Brotlaibe in Plastiktüten. Schließlich zieht ein Vakuumiergerät die Luft heraus und bläst im Gegenzug Stickstoff hinein. „Das Ergebnis ist ein keimfreies Brot, das drei Wochen haltbar ist“, erklärt Bopp.
Ein Hilfstransport des Gustav-Adolf-Werks lieferte die Brote Ende April und Ende Mai in die Ukraine. Als Fahrer eines Kleintransporters war Jörg Bopp beim zweiten Termin mit von der Partie. Im Gepäck hatte er 700 Kilogramm Kartoffeln, 700 Dosen Schinkenwurst und natürlich 350 Kilogramm Brot. „Im Betrieb haben wir für die Lieferungen eine ,extra Brotschicht‘ eingelegt – den Mehraufwand haben wir gerne gestemmt“, betont der Geschäftsführer.
Insgesamt seien somit 700 Kilogramm Brot in die West-Ukraine gelangt und zusätzlich 400 Kilogramm nach Brünn in Tschechien, wo viele geflüchtete Ukrainer Lebensmittel benötigen.
Haare schneiden für den guten Zweck
... lautete das Motto einer kreativen Hilfsaktion im Landkreis Göppingen. In der Gewerblichen Schule Geislingen erhielten Interessierte im März einen frischen Haarschnitt und spendeten im Gegenzug Geld für die „Aktion Deutschland Hilft“.
Die treibende Kraft hinter der Veranstaltung war Christine Messer-Stadlmann, Obermeisterin der Friseur- und Kosmetik-Innung Göppingen: „Durch die Nachrichten wurde ich auf die schwierige Lage in den ukrainischen Kinderheimen und Krankenhäusern aufmerksam und wollte unbedingt helfen.“
Am Aktionstag schnitten Messer-Stadlmann und Friseurmeister Tufan Memisogul Haare für den guten Zweck. „Es hat alles hervorragend funktioniert und wir sind mit den großzügigen Spenden sehr zufrieden“, erklärt die Obermeisterin. Das Event sei auch bei den Kunden ausgezeichnet angekommen.
Messer-Stadlmann hat den Wunsch, dass in Zukunft Inhaberinnern und Inhaber von Friseurbetrieben verstärkt kooperieren und gemeinsam weitere Aktionen wie diese umsetzen. „Weil der schreckliche Krieg kein Ende nimmt, überlegen wir bereits, einen weiteren Aktionstag zu starten.“
Berufliche Perspektiven schaffen
Bereits vor dem Angriff der russischen Truppen bemühte sich Vitali Wesner darum, Handwerker aus der Ukraine in seinem Betrieb – die FORMES Bau GmbH in Ludwigsburg – zu beschäftigen. Über Kontakte fand Wesner zwei ukrainische Fachkräfte, die in einem Betrieb in Polen beschäftigt waren und kurzerhand bei dem Projekt unterstützten.
„Die beiden Handwerker waren gut ausgebildet und haben mit ihrer Leistung überzeugt“, erzählt Wesner. Daraufhin lotete er aus, ob er die Fachkräfte im Betrieb beschäftigen kann und ob es in deren Umfeld noch weitere Personen mit den entsprechenden Qualifikationen gibt. Er fand zwei Ukrainer aus dem Maler-, Stuckateur-, Schlosser- und Elektrohandwerk.
Eine Anfrage bezüglich der Beschäftigung wurde an unsere Handwerkskammer gerichtet, dann brach der Krieg aus. Wesner erreichten Hilferufe von den Familien der ukrainischen Handwerker – und er traf die Entscheidung, sie bei der Reise nach Deutschland zu unterstützen.
Insgesamt wurden sechs ukrainische Familien dabei gehofen, nach Deutschland zu gelangen, Unterkünfte im Landkreis Ludwigsburg zu finden und organisatorische Aufgaben wie Behördengänge zu meistern.
Gemeinsam mit den Expertinnen unserer Handwerkskammer wird geprüft, ob die Berufsqualifikationen der Geflüchteten in Deutschland anerkannt werden können. Wesner selbst ist 1990 aus Kasachstan nach Deutschland gekommen und möchte seine Erfahrungen nutzen, um den Menschen zu helfen.
Vitali Wesner: "Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, den Menschen, die in ihrer Heimat alles verloren haben, zu helfen."
Sie wollen ebenfalls tätig werden?
Auf unserer Sonderseite zur Ukraine-Krise informieren wir über verschiedene Möglichkeiten und Angebote, um die Menschen in und aus den Kriegsgebieten zu unterstützen.