Wie es nach dem Brexit weiter geht
Nach dem Brexit-Votum vom 23. Juni muss sich Europa auf eine Union ohne das Vereinigte Königreich einstellen. Drei mögliche Szenarien zeigen die Folgen für das Handwerk in der Region.
Brexit! Und nun?
Noch hat Großbritannien seinen Austritt aus der EU nicht offiziell beantragt, die ersten Folgen sind dennoch spürbar: das Pfund hat an Wert verloren, deutsche Dienstleistungen haben sich für die Briten verteuert. Wie geht es weiter? Einen vergleichbaren Fall hat es noch nie gegeben und bis zum tatsächlichen Ausscheiden der Briten könnten noch mehrere Jahre vergehen.
Die möglichen Szenarien
Jürgen Schäfer, Geschäftsführer von Handwerk International Baden-Württemberg, sieht drei mögliche Szenarien und fordert: "Bitte keine Hängepartie! Jetzt ist Schluss mit dem Rosinenpicken, lassen Sie uns die Trennung professionell vollziehen."
1. Der komplette Ausstieg
Dieses Szenario wäre die wohl schwierigste Lösung für die Betriebe aus der Region. Großbritannien würde behandelt wie die USA oder China und die vier Freiheiten des Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs würden nicht mehr gelten. Das könnten die Folgen sein:
- Erhebung von Zöllen
- Visa für Arbeitsaufenthalte
- Britische Standards lösen die EU-weit gültige CE-Kennzeichnung ab
2. Das Modell Schweiz
Die Europäische Union und Großbritannien würden Verträge abschließen, die den zukünftigen Umgang miteinander regeln. Das könnten die Folgen sein:
- Einführung von Zollkontrollen, ohne dass Zölle aus der EU erhöben würden
- Hoher bürokratischer Aufwand für Betriebe, um zu beweisen, dass die Waren tatsächlich aus der EU kommen
Knackpunkt bliebe der freie Personenverkehr. Die Brexit-Befürworter fordern einen freien Zugang zum Binnenmarkt und gleichzeitig eine stärkere Regulation der Migration nach Großbritannien. Dieses Privileg räumt die EU aber aktuell auch der Schweiz nicht ein.
3. Die Phase der Unsicherheit
Obwohl die Briten mehrheitlich für einen Austritt aus der EU gestimmt haben, könnte auch zunächst einmal gar nichts passieren. Für die Wirtschaft würden dann zwar weiterhin die heutigen Regeln gelten, verbunden allerdings mit einer Phase der Unsicherheit. Das könnten die Folgen sein:
- Betriebe sind vorsichtig beim Abschluss langfristiger Wartungsverträge, da die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch lange unklar bleiben
- Handwerksbetriebe müssten aufgrund von Kursschwankungen des Pfunds das Wechselkursrisiko in ihren Verträgen berücksichtigen – und idealerweise in Euro abschließen
Weitere Informationen zu den Szenarien und die Einschätzungen von Jürgen Schäfer finden Sie bei Handwerk International Baden-Württemberg.
Beratungsangebot von Handwerk International Baden-Württemberg
Unabhängig davon, welches dieser drei möglichen Szenarien eintritt: eine Tätigkeit im Vereinigten Königreich wird für die Handwerksbetriebe der Region Stuttgart in jedem Fall schwieriger werden. Bei zukünftigen Geschäftsanbahnungen in Großbritannien unterstützt Sie das Team von Handwerk International Baden-Württemberg.
Video-Interview: Die Folgen des Brexit für das Handwerk
Im Interview erklärt Jürgen Schäfer, welche direkten Folgen der Brexit für die Handwerksbetriebe der Region hat. Außerdem erläutert er den weiteren Ablauf bis zum endgültigen Ausstieg Großbritanniens.