Pressenachricht Nr. 041/2012 vom 13. Oktober 2012

772 "HandwerksKönner" erhalten in Stuttgart ihre Meisterbriefe

Reichhold: "Einstieg in Selbstständigkeit darf vom Staat nicht unattraktiv gemacht werden"

Bei der Meisterfeier des Handwerks erhielten am Samstagabend fast 800 junge Handwerker ihren Meisterbrief überreicht. "Qualifizierung ist die beste Maßnahme gegen den Fachkräftemangel", betonte Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart im Internationalen Congresscenter in Stuttgart. 18 Jahrgangsbeste Absolventen konnten für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet werden.

Als sehr erfreulich wertete Reichhold den sich abzeichnenden Aufwärtstrend hin zur höheren Qualifizierung. "Es ist offensichtlich wieder angesagt, die Meisterschule zu besuchen", bilanzierte der Kammerpräsident. Lag die Zahl der erfolgreichen Absolventen von Meisterschulen im Jahr 2006 noch bei 690 Handwerkern, nahm sie bis Herbst 2012 auf 772 zu. "Dies zeigt, dass der Meisterbrief nichts an seiner Attraktivität verloren hat - er ist zum einen ein wichtiger traditioneller Teil des Handwerks, zum anderen ist er ein erfolgsträchtiges Zukunftsmodell." Reichhold bezeichnete den Meisterbrief als "Krone im beruflichen Werdegang und beste Grundlage für die wirtschaftliche Selbstständigkeit oder für Führungsaufgaben in einem Unternehmen". Auf den Führungsnachwuchs kämen zahlreiche Herausforderungen zu. Es gelte vor allem die Unternehmerlücke zu füllen, die die Alterspyramide hinterlässt. In vielen Firmen sei die Frage der Betriebsnachfolge  nach wie vor ungeklärt. Reichhold: "Die frei werdenden Chefsessel könnten bald von den jungen Meistern eingenommen werden."

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Gründer gestalte allerdings der Staat. Deshalb wertete er die Auffassung des Bundesfinanzhofs, dass die steuerliche Freistellung beim Vererben von Betrieben nicht gerechtfertigt wäre, als fatales Zeichen für den Unternehmergeist der Jungmeister. "Das mag für einige große Betriebe zutreffen, für kleine Handwerksbetriebe wäre diese Besteuerung existenzgefährdend und damit auch eine Gefahr für Arbeits- und Ausbildungsplätze", erklärte Kammerpräsident Rainer Reichhold. Solche Einschätzungen seien kontraproduktiv und demotivierend.

Da das Handwerk ein arbeitsintensiver Wirtschaftsbereich sei, spüre es den demografischen Wandel unmittelbar. Ausbildungsplätze blieben unbesetzt, Fachkräfte seien immer schwieriger zu finden. Reichhold: "Das beste Gegenmittel ist, dass wir die Qualifikation und Karriereleiter unserer Mitarbeiter zur Chefsache machen." Gutes Arbeitsumfeld, hohe Arbeitszufriedenheit, Ausbildung für die Selbstständigkeit, weitreichende Aufstiegs- und Fortbildungsmöglichkeiten - das Handwerk dürfe nicht nachlassen, diese Fakten intensiv in die Öffentlichkeit zu tragen, forderte der Handwerkspräsident. "Wir Handwerker werben immer noch viel zu wenig mit der Attraktivität unseres Wirtschaftsbereichs."


Die besten Meister des Jahrgangs 2011/2012

  • Philipp Eric Johannes Bayer, Aalen, Metallbauer-Meister, Robert-Mayer-Schule, Stuttgart
  • Stephanie Drenseck, Stuttgart, Orgel- und Harmoniumbauer-Meisterin, Oscar-Walcker-Schule, Ludwigsburg
  • Jens Frank, Altdorf, Schilder- und Lichtreklamehersteller-Meister, Fachschule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart
  • Markus Huber, Oppenau, Behälter- und Apparatebauer-Meister, Robert-Mayer-Schule, Stuttgart
  • Kassandra Kern, Eppingen, Maßschneider-Meisterin, Kerschensteinerschule, Stuttgart
  • Oliver Langguth, Eningen, Bäcker-Meister, Württembergische Bäckerfachschule, Stuttgart
  • Michael Leib, Moorenweis, Klempner-Meister, Robert-Mayer-Schule,
    Stuttgart
  • Thomas Lindner, Rosenberg, Stuckateur-Meister, Berufsförderungsgesellschaft der Stuckateure, Leonberg
  • Christina Meyer, Würzburg, Zahntechniker-Meisterin, Gewerbliche Schule Im Hoppenlau, Stuttgart
  • Andreas Müller, Ehingen, Landmaschinenmechaniker-Meister, Max-Eyth-Schule, Kirchheim
  • Ann-Kathrin Müller, Waldshut-Tiengen, Raumausstatter-Meisterin, Kerschensteinerschule, Stuttgart
  • Marius Münster, Remseck, Installateur und Heizungsbauer-Meister, Robert-Mayer-Schule, Stuttgart
  • Christina Speißer, Ebersbach, Konditor-Meisterin, Gewerbliche Schule Im Hoppenlau, Stuttgart
  • Kathrin Starz, Nürtingen, Friseur-Meisterin, Friseurbildungszentrum,
    Stuttgart
  • Raphael Vetter, Nürtingen, Schreiner-Meister, Fachschule für Holztechnik, Stuttgart
  • Matthias Wahl, Ruppertshofen, Galvaniseur-Meister, Fachschule für Galvano- und Leiterplattentechnik, Schwäbisch Gmünd
  • Stefan Wolz, Mönchberg, Müller-Meister, Gewerbliche Schule Im Hoppenlau, Stuttgart
  • Andreas Zein, Feuchtwangen, Maler und Lackierer-Meister, Fachschule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart

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