Pressenachricht Nr. 004/2008 vom 04. Februar 2008

Handwerk: Noch nie so viele Betriebe gemeldet

Qualifikation kommt häufig zu kurz

Konjunkturelle Einflüsse und die in Teilbereichen niedrigen Zulassungskriterien haben im vergangenen Jahr zu einem Rekordergebnis geführt: 29.808 Betriebe waren zum Jahresende 2007 bei der Handwerkskammer Region Stuttgart registriert. Noch nie waren so viele Handwerker in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, im Rems-Murr-Kreis und im Stadtkreis Stuttgart bei der Handwerkskammer Region Stuttgart als selbstständig gemeldet.    

Bei den zulassungspflichtigen Handwerken, also den Handwerken, die nur mit Meisterprüfung oder vergleichbarer Qualifikation betrieben werden dürfen, gab es im Gegensatz zu den zurückliegenden Jahren keinen Betriebsverlust. "Die Bedeutung des Meisterwissens stabilisiert sich, der Kurswert des Meistertitels am Markt steigt wieder", erklärt Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Die Gesamtzahl der so genannten "Meisterbetriebe" hat sich bei 19.058 Betrieben eingependelt. Allerdings gab es branchenbedingte Schwankungen. Ausschlaggebend für den Zuwachs waren die zulassungsfreien Handwerke. Sie legten 2007 deutlich um 321 auf 4869 Betriebe zu. Reduziert hat sich die Zahl der "handwerksähnlichen Gewerbe" nach Jahren des Wachstums. Der Bestand verringerte sich um 16 auf 5881 Unternehmen.

Gewerblich-technische Ausbildung wird zur Mangelware

"Einerseits ist die Entwicklung sehr erfreulich, spiegelt sie doch die konjunkturelle Situation und das positive Gründerklima wider", bilanziert Munkwitz den Betriebszuwachs von einem Prozent. Als "äußerst problematisch" sieht er aber die teilweise völlig unzureichende gewerblich-technische und kaufmännische Qualifikation der neuen Selbstständigen. "In den zulassungsfreien Handwerken sind diese Defizite nach wie vor dramatisch." In konjunkturell schwierigen Zeiten komme es aber entscheidend auf die fachliche Qualifikation und auf die immer wichtiger werdenden Managementqualitäten des Betriebsinhabers an. Sehr bewährt habe sich beim Anmeldeprozedere das Starter-Center der Handwerkskammer, das die Gründungsformalitäten für Existenzgründer stark vereinfache.

Bei den zulassungspflichtigen Betrieben gab es in den Bau- und Ausbauberufen sowie in der Metall- und Elektrobranche Verluste. So ging die Zahl der Maurer und Betonbauer um 32 und die der Maler und Lackierer um 20 zurück. Die Feinwerkmechaniker und die Metallbauer zählten zum Jahresende 49 Betriebe weniger als zu Jahresbeginn. Nach wie vor halten diese Gewerbegruppen die Spitzenplätze bei den Bestandszahlen mit 4271 beziehungsweise 9033 Betrieben. Die meisten Gründungen gab es wie in den vergangenen Jahren auch 2007 bei den Friseuren. 89 neue Betriebe, darunter zahlreiche Salons mit Discountpreisen, "Friseure auf Rädern" und Feierabendbetriebe steigerten den Bestand auf 2478.

Märkte gesättigt?

Die zulassungsfreien Handwerke legten 2007 um 321 auf 4869 Betriebe zu. Allerdings ist  die Dynamik der Zuwächse gegenüber 2006 deutlich zurückgegangen. Der Markt scheint an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit zu stoßen. Das Spitzentrio bilden wie im letzten Jahr die Fliesen-, Platten- und Mosaikleger mit Zuwächsen von 132 Betrieben, die Gebäudereiniger mit 118 und die Raumausstatter mit 45 Betrieben. Bei den zulassungsfreien Handwerken liegt der Ausländeranteil der Gründer bei rund 48 Prozent, wobei die meisten davon aus den Staaten der EU-Osterweiterung stammen.

Reduziert hat sich die Anzahl der Betriebe im handwerksähnlichen Gewerbe. Der Bestand ging um 16 Betriebe auf 5881 zurück. Ursache ist der Trend, sich nicht mehr im Bereich der handwerksähnlichen Gewerbe eintragen zu lassen, sondern die Eintragung in zulassungsfreien Handwerksbereichen anzustreben. Hierdurch erschließen sich für die Gewerbetreibenden breitere Tätigkeitsfelder mit besseren Ertragsmöglichkeiten. Beispielhaft sind die Bodenleger und die Teppichreiniger. Angestrebt wurde gleich die Eintragung als zulassungsfreier Raumausstatter- oder Gebäudereinigungsbetrieb. Der Ausländeranteil unter den Gründern lag im handwerksähnlichen Bereich bei nahezu 57 Prozent.

Betriebe in den Landkreisen (Stand 31.12.2007)

Landkreis

31.12.2007

31.12.2006

Böblingen

3688

3622

Esslingen

5804

5720

Göppingen

3513

3484

Ludwigsburg

5538

5472

Rems-Murr-Kreis

5311

5328

Stadtkreis Stuttgart

5954

5875

Gesamtzahl

29.808

29.501

 Betriebe gesamt (Stand 31.12.2007)

Zuordnung

Anlage

2007

2006

zulassungspflichtige Handwerke

Anlage A

19.058

19.056

zulassungsfreie Handwerke

Anlage B 1

4869

4548

handwerksähnliche Betriebe

Anlage B 2

5881

5897

Gesamtzahl der Handwerksbetriebe

Anlagen A, B 1,B 2

29.808

29.501


Zur Information

Die Anlage A der Handwerksordnung ist das Verzeichnis der Berufe, die der Zulassungspflicht unterliegen. Selbstständig kann sich in diesen Handwerksberufen nur machen, wer eine entsprechende Qualifikation vorweisen kann. Die 53 zulassungsfreien Handwerksberufe wurden im Zuge der Liberalisierung der Handwerksordnung aus der alten Anlage A der Handwerksordnung heraus genommen. Der "Große Befähigungsnachweis", also die Meisterprüfung, ist deshalb nicht mehr unbedingte Voraussetzung, um ein Unternehmen zu leiten, das einem dieser Berufe angehört. Auch für die Gewerbe der Anlage B, Absatz 2 der Handwerksordnung muss keine handwerkliche Qualifikation nachgewiesen werden.

Betriebe zum 31.12.2007 (pdf-Dokument, 169 KB)

 


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