Digitalisierung ist im Handwerk längst angekommen
Wenn die Drohne als Kollege bezeichnet wird
Pressenachricht Nr. 033/2018 vom 22. August 2018
Digitalisierung ist kein Fremdwort mehr im Handwerk. Dächer werden mit Drohnen inspiziert, Räume per Laser vermessen und umgehend abgerechnet, Orthesen zur Patientenversorgung kommen aus dem 3D-Drucker – nur so können viele Kundenaufträge heute effizient abgewickelt werden. Zwei Drittel der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart sind einer aktuellen Umfrage der Handwerksorganisation zufolge im digitalen Zeitalter angekommen.
Thomas Gebhardt, Digitalisierungsberater bei der Handwerkskammer Region Stuttgart, bestätigt den Trend: „Viele Unternehmer sehen darin keine Bedrohung, sondern vielmehr eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit und Chance.“ Die Entwicklung mache vor keiner Branche halt, selbstverständlich in unterschiedlicher Ausprägung. Was vor noch nicht allzu langer Zeit utopisch war, ist heute Alltag. Mit der Virtual-Reality-Brille kann die neue Küche bereits im Planungsstadium begangen werden, Konditoren besprühen Torten mit Lebensmittelfarben aus dem Drucker und bringen verblüffend echte Portraits des Hochzeitspaars auf das Kunstwerk. Das Smart Home mit Sensorüberwachung und Heizungsoptimierung ist für Wohnungsbesitzer Alltag. Selbst ein 3-D-Grabsteinkonfigurator ist schon im Einsatz. „Die Technik kommt der Tatsache entgegen, dass der moderne Kunde selbst digital unterwegs ist. Er plant mit, steuert mit und will aktiv in das Projekt eingebunden sein. So kann die Wertschöpfung schnell und direkt erfolgen“, betont Gebhardt. „Im Störungsfall reichen ein paar Digitalfotos von der Heizung oder dem Fensterbeschlag und der Monteur weiß, was ihn erwartet und kann sogar schon das Ersatzteil bereithalten.“
Im Fokus der Unternehmer stehen bei den Digitalisierungsmaßnahmen auch die betriebsinternen Abläufe. „Ideal ist, wenn auf einer Baustelle beispielsweise die Zeit- und die Materialerfassung digital laufen, Bestellungen automatisch ausgelöst werden und Rechnungen auf Knopfdruck zusammengestellt werden“, erklärt der Berater. Ein Viertel der befragten Betriebsinhaber will insbesondere in Maßnahmen zur Verbesserung dieser Geschäftsprozesse, zur Erschließung neuer Kundenkreise sowie zur Gewährleistung von Datenschutz und Cybersicherheit investieren. Angepasst werden Planung, Einkauf, Produktion und Logistik, auch die Interaktion mit Lieferanten wird optimiert und Kooperationsnetzwerke mit anderen Handwerkern ausgebaut. „Die Kundenkommunikation und Neukundengewinnung im Zeitalter von Websites, Facebook und Instagram verändern sich erheblich – da ist viel Luft nach oben“, weiß Gebhardt aus Erfahrung. Als Hürden auf dem Weg zum digitalen Betrieb, so die Umfrage, sehen Unternehmer vor allem personelle und zeitliche Ressourcen. „Die aktuelle Hochkonjunktur mit vollen Auftragsbüchern darf aber nicht zum Hemmschuh für die Modernisierung der Betriebsinfrastruktur werden – das würde sich schnell rächen“, meint Thomas Gebhardt.
Als Digitalisierungsberater klärt Gebhardt mit Handwerksunternehmern die Strategie und die effiziente Ausrichtung der digitalen Betriebsabläufe per Kurz- oder Orientierungsberatung. Bei Bedarf wird auch ein sogenannter Zukunftscheck durchgeführt – der Betrieb kommt generell auf den Prüfstand. „Als Experten bringen wir dabei die Fördermaßnahmen der Digitaloffensive Handwerk 2025 in die Betriebe.“ Dabei verweise er auch gerne auf die Digitalisierungsprämie des Landes Baden-Württemberg. Sie wurde vom Wirtschaftsministerium neu aufgelegt und bietet Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern ein Förderdarlehen mit einem Tilgungszuschuss bis zu 50 Prozent an. „Damit haben wir beste Erfahrungen gemacht.“ Zur Sensibilisierung der Unternehmer lädt Kammermitarbeiter Thomas Gebhardt auch zu Infoabenden ein. So wird am 27. September in der Stuttgarter Handwerkskammer ab 19 Uhr darüber informiert, wie Digitalisierung und Wertschöpfung verknüpft sind.
Weitere Infos: www.hwk-stuttgart.de/digitalisierung
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