Die Forderungen von Handwerkskammer und IHK
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz forderten die Stuttgarter Wirtschaftskammern bessere Rahmenbedingungen für Geflüchtete. Auch die Themen Verkehr und Konjunktur standen auf der Agenda.
Kammern positionieren sich gemeinsam
Drei Schwerpunktthemen standen bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Handwerkskammer und derIHK Region Stuttgart auf dem Programm: Die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt, die Verkehrssituation in der Landeshauptstadt und die aktuelle Konjunktur in der Region. Den Journalisten Rede und Antwort standen Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer, Georg Fichtner, Präsident der Industrie- und Handelskammer, Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, und Bernd Engelhardt, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK.
Flüchtlinge: Unterstützungsmaßnahmen der Kammern greifen
Für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt forderten die Wirtschaftskammern bessere Rahmenbedingungen. Vor allem Sprach- und Integrationskurse müssten verstärkt und die Angebote besser aufeinander abgestimmt werden. Eine der Hauptaufgaben der Kammern liege derzeit darin, die Geflüchteten über das deutsche (Aus-)Bildungssystem zu informieren. Nur so würden unrealistische Berufswünsche und Erwartungen vermieden. Dass viele Flüchtlinge lieber gleich arbeiten wollen, liege auch daran, dass vielen die duale Berufsausbildung schlicht nicht bekannt sei.
Einen weiteren Hemmschuh für die Integration in den Arbeitsmarkt sehen die Vertreter der Wirtschaft in den noch schleppend verlaufenden Asylverfahren. Hier müsse der Aufenthaltsstatus schneller geklärt und Rechtssicherheit geschaffen werden. Ohne Planungssicherheit werde kaum ein Unternehmer in einen zukünftigen Mitarbeiter investieren. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass Betriebe, die Geflüchteten eine bis zu einjährige Einstiegsqualifizierung anbieten, keine Abschiebung in dieser Zeit und einer bestimmten Phase danach befürchten müssen.
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Verkehr: Kammern unterstützen Landeshauptstadt bei Luftreinhaltung
In Sachen Verkehr und Luftreinhaltung plädierten die Kammern für ein gemeinsames Vorgehen mit der Landeshauptstadt im Interesse von Unternehmen und Bürgern. Der Ansatz müsse es sein, die Mobilität von Produkten, Handwerker- und Dienstleistungen, Berufspendlern und Besuchern in Stuttgart besser aufeinander abzustimmen. Die IHK betonte die Notwendigkeit eines Innenstadtlogistik-Konzepts, außerdem habe man Oberbürgermeister Fritz Kuhn ein Feinstaub-Ticket für interessierte Unternehmen vorgeschlagen.
Auch das Handwerk forderte eine umfassende integrative Verkehrspolitik unter Beteiligung der Wirtschaft anstatt punktueller Maßnahmen. Dazu gehörten vor allem der quantitative und qualitative Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), Strategien zur Verkehrsverflüssigung sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Elektromobilität, insbesondere bei Ladesäulen. Allgemeine Tempolimits lehnten die Kammern ab, weil Geschwindigkeitsbeschränkungen per se keine Entlastungen bei den Emissionen brächten.
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Konjunktur: Volle Auftragsbücher in der Region Stuttgart
Die Handwerkskonjunktur in der Region Stuttgart legte im dritten Quartal 2016 zu: Nahezu drei Viertel der von der Handwerkskammer befragten Unternehmer seien zufrieden mit ihrer Geschäftslage, so Präsident Reichhold. Vor allem das Bau- und Ausbauhandwerk glänze mit guten Zahlen. Der Konjunkturindikator erreiche trotz der gewöhnlich etwas schwächeren Sommermonate einen Spitzenwert. Jedes vierte Unternehmen habe ein Auftragsplus gemeldet, jedes dritte gehe davon aus, dass sich die Auftragseingänge auch im nächsten Quartal erhöhen werden.
Ähnlich erfreulich sei die Personalsituation: 12,4 Prozent der befragten Betriebe hätten ihre Personaldecke erhöht, lediglich 8 Prozent verringert. Im Vergleich zum letzten Jahr sei auch die Einstellungsbereitschaft größer: Jede zehnte Firma möchte neue Arbeitsplätze schaffen. Sorge bereite dem Handwerk allerdings die Entwicklung der Lohnnebenkosten: "Mit höheren Sozialbeiträgen verteuern sich unsere Produkte und Dienstleistungen", so Reichhold. Als Unsicherheitsfaktoren sehe das Handwerk außerdem die Entwicklung der Industrieproduktion und der Exporte in der Region Stuttgart.
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