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Ende Juni besuchten spanische Berufsschullehrer die Region. Wie wichtig diese für Zuwanderer ist, zeigt eine Absichtserklärung.Duale Ausbildung begeistert spanische Gäste

"Buenos días, welcome to my company - ich freue mich, dass Sie da sind!"

So dynamisch und multilingual begrüßte Richard Briem, Chef imAutohaus Briem in Filderstadt, Mitte Juni eine Gruppe Berufsschullehrer aus dem spanischen Granada, die die duale Ausbildung in deutschen Betrieben kennenlernten. Bei Briem waren sie genau an der richtigen Adresse: Der engagierte Kfz-Meister und Betriebswirt sieht sich selbst als "Verfechter für Ausbildung" und beschäftigt an seinen Niederlassungen in Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Nürtingen insgesamt 22 Azubis. Organisiert wurde der Besuch von Gabriela Martínez de la Cruz, Projektleiterin des CET - Center for European Trainees in Esslingen.

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Berusschullehrer zeigen sich beeindruckt

Besonderes Interesse zeigte die Delegation am AusbildungsberufFachkraft für Lagerlogistik: "Die Anforderungen im Bereich Logistik steigen auch bei uns", erläuterte Victor Garcia, zuständig für Arbeit und Soziales bei der spanischen Botschaft. In seiner Heimat soll unter anderem in diesem Beruf eine duale Ausbildung eingeführt werden, um der hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.

Garcia und die drei Lehrer von der Berufsschule La Zafra in Granada zeigten sich beeindruckt davon, wie stark Azubi Micha Schweizer bereits im ersten Lehrjahr im Betriebsalltag im Autohaus eingebunden ist. "Die Auszubildenden sind eher Mitarbeiter als Schüler, das ist ein großer Unterschied", stellte Lehrerin Carmen Pastor dar. In Spanien sei die Ausbildung in Unternehmen nicht üblich und die vielen Kleinstbetriebe oft nicht bereit, Azubis wie in Deutschland zu vergüten. "Dadurch haben die Jugendlichen hier jedoch eine finanzielle und berufliche Perspektive", merkte Lehrer Javier Serrano Castillo positiv an. Die Befürchtung, Auszubildende könnten durch Bezahlung von der Ausbildung weg in eine Tätigkeit als Angelernte gelockt werden, würde eine generelle Einführung der dualen Ausbildung in Spanien bislang noch bremsen.



Spanische Fachkräfte erfolgreich integrieren

Seit vielen Jahren kommen aber auch viele spanische Staatsbürger wegen eines Arbeitsplatzes oder einer Ausbildung in die Region Stuttgart, darunter zahlreiche qualifizierte Nachwuchskräfte. Neben italienischen und kroatischen gehören spanische Fachkräfte zu den am stärksten vertretenen EU-Zuwanderern.

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Gut integriert: Stuckateur-Geselle Alvaro Custardoy Torres (Mitte) im Gespräch mit Dr. Verena Andrei vom Welcome Center Stuttgart und seinem Chef Udo Stähle.
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Gut integriert: Stuckateur-Geselle Alvaro Custardoy Torres (Mitte) im Gespräch mit Dr. Verena Andrei vom Welcome Center Stuttgart und seinem Chef Udo Stähle.

Gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet

Vor diesem Hintergrund beteiligt sich die Handwerkskammer an der Integration dieser Neuzuwanderer in den Arbeitsmarkt: Gemeinsam mit demSpanischen Generalkonsulat in Stuttgart, derAgentur für Arbeit, demBildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V., demCET - Center for European Trainees, demDGB Baden-Württemberg, derFachkräfteallianz und derIHK Region Stuttgart, derKAUSA Servicestelle, derWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) und demWelcome Center Stuttgart wurde Ende Juni eine Absichtserklärung unterzeichnet.

Bereits seit 2015 stimmen die genannten Akteure ihre Beratungsangebote aufeinander ab und bieten gemeinsame Veranstaltungen an - diese Zusammenarbeit soll jetzt verstetigt werden. Neben einem verbesserten Informations- und Wissensaustausch sieht das unterzeichnete Papier gemeinsame Aktivitäten und Projekte vor, wie etwa die Vernetzung der Anlauf- und Beratungsstellen.

Dr. Bernd Stockburger, Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Region Stuttgart, verdeutlichte den Nutzen der neuen Kooperation für die Betriebe: "Das Handwerk der Region beschäftigt bisher nur wenige spanische Mitbürger. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels sind unsere Betriebe deshalb ganz besonders daran interessiert, junge Spanier für eine duale Ausbildung in einem der 130 Handwerksberufe zu gewinnen. Wir freuen uns sehr darauf, sie künftig gemeinsam noch intensiver ansprechen und für einen Einstieg in eine handwerkliche Karriere begeistern zu können."

Auf derWebsite der WRS finden Sie weitere Informationen zu der unterzeichneten Absichtserklärung.

In Madrid ohne Arbeit, in Bondorf unverzichtbar

Stuckateurmeister Udo Stähle hatte lange keinen Azubi für seinen Handwerksbetrieb in Bondorf gefunden. Über denFachverband Ausbau und Fassade meldete er sich 2013 für das damalige Projekt Mobi Pro EU und empfing den 25-jährigen Madrilenen Alvaro Custardoy Torres in seinem Betrieb. Der hatte als Verwaltungskaufmann in seiner spanischen Heimat keine Arbeit gefunden und wollte seine Chance in Deutschland mit einem praktisch geprägten Beruf nutzen.

Quasi ohne Deutschkenntnisse, aber mit viel Motivation, Ehrgeiz und – wie Stähle sagt – "sonnigem Gemüt" schaffte Torres die Ausbildung zum Stuckateur und ist nach vier Jahren in Deutschland mit dem Gesellenbrief in der Tasche beiGipser Stähle eine unverzichtbare Fachkraft für seinen Chef geworden.

 Save the date: Info-Veranstaltung am 8. November 2017

Die Arbeit des Netzwerks ist bereits in vollem Gange: Unter dem Motto "Spanische Fachkräfte ein Mehrwert für Ihr Unternehmen - Europäische Arbeitsmobilität erfolgreich nutzen!" findet am 8. November 2017 die nächste gemeinsame Veranstaltung in den Räumen der IHK Region Stuttgart statt.

Eingeladen sind insbesondere interessierte Unternehmen, Multiplikatoren und Experten. Arbeitgeber können sich über aktuelle Projekte informieren und vernetzen. Spanische Fachkräfte, die bereits erfolgreich in ein Unternehmen integriert sind, berichten über ihre Erfahrungen.

 
Theurer

Aline Theurer

Referentin Kammerleitung und Politik

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